Lesung am 29.09.1980 aus dem Rheinischen Kinderbuch im Ratskeller des Kölner Gürzenich

Die Brill

Die, wo kä Brill brauche,
die habbe’s gut,
weil se kä brauche,
un sehe doch alles.

Die, wo immer e Brill brauche,
die habbe’s auch gut,
weil se se uffhabbe,
un habbe sie immer bei sich.

Die, wo manchmal e Brill brauche,
die habbe’s erst gut,
weil se, wann’s um was geht,
nix gesehe habbe.

Aus: Besser als wie nix, Gedichte, Mainz, 1982

 

Ingeborg Katharina Sbresny, geboren am 20. Juni 1927 in Mainz, wuchs in der Mainzer Neustadt auf. Die Kindheit war maßgeblich geprägt durch die NS-Zeit und damit verbunden durch den Krieg, die Bombenangriffe, die Zerstörung von Mainz. Für sie persönlich prägend war auch die Tatsache, dass der Vater - sie war vier Jahre alt - die Familie verließ, um eine andere Frau zu heiraten.

Durch die Wirren des Kriegsendes verließ sie das Gymnasium ohne Abitur. Trotzdem konnte sie über mehrere Semester Literaturvorlesungen an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz hören, indem sie einen blinden Studenten begleitete.

Von 1949 bis 1957 arbeitete sie beim Musikverlag B. Schott's Söhne Mainz. Hier arbeitete sie als Sekretärin, genoss dabei aber den Umgang mit den Kollegen sehr, da sie klassische und moderne Musik liebte.

1953 heiratete sie Helmut Reitz und schrieb von diesem Zeitpunkt an unter dem Künstlernamen „Inge Reitz-Sbresny“. Der Ehemann, zunächst Volksschullehrer, später Gymnasiallehrer für Deutsch und Französisch, begleitete ihre Arbeit intensiv. Sie wohnten zunächst in der Josefstraße Ecke Hindenburgstraße, dann über vier Jahrzehnte lang in der Hindenburgstraße 43, gegenüber dem alten Zollamt (heute die neue Synagoge). Inge Reitz-Sbresny hatte drei Töchter, von denen die zweite kurz nach der Geburt verstarb.

Zu der Familie gehörte ab 1970 auch ein Hund, der in einigen Texten erwähnt wird.

Mainz war ihr Lebensmittelpunkt. Die Ferien wurden in Südfrankreich verbracht, bevorzugt in der Provence. Ab 1972 wählte sie den Hunsrück zunehmend als zweite Wahlheimat. Dort kauften sie und ihr Mann ein Grundstück auf dem Land, bauten ein Häuschen, und verbrachten immer mehr Zeit in der Natur.

Der große Freundeskreis bestand zum großen Teil aus bildenden und schreibenden Künstlerinnen und Künstlern aus Mainz und der Umgebung.

Inge Reitz-Sbresny starb am 28. September 2011 in Mainz. Die Urne ist auf dem Mainzer Hauptfriedhof beigesetzt. Grab Reihe 7, Feld 64, Nr. 3-4